Orrick trauert um Otto Sandrock


May.23.2017

Orrick trauert um unseren geschätzten Kollegen Otto Sandrock, der am 15. März 2017 verstorben ist und in unserem Düsseldorfer Büro viele Jahre als of Counsel tätig war. Der folgende Nachruf ist am 23. Mai 2017 im Heft 3/2017 der Zeitschrift für Schiedsverfahren (SchiedsVZ) erschienen und wird hier mit freundlicher Genehmigung des Verlag C.H.BECK wiedergegeben.


Am 15.3.2017 starb Rechtsanwalt Prof. Dr. Otto Sandrock, emeritierter Ordinarius für Bürgerliches Recht, Handels- und Wirtschaftsrecht, Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung im Alter von 87 Jahren in Münster. Die Schiedsgerichtsbarkeit zählte zu seinen besonderen Interessen- und Tätigkeitsfeldern; er hat dieses Rechtsgebiet sowohl als  Wissenschaftler wie auch als Schiedsrichter in den letzten Jahrzehnten nachhaltig national und international beeinflusst.

Otto Sandrock wurde am 5.1.1930 in Sontra, Landkreis Rotenburg (Fulda) geboren. Er studierte Rechtswissenschaften an den Universitäten Göttingen, Lyon (Frankreich) und an der Yale Law School (USA). An der Universität Göttingen erwarb er den Dr. iur., an der Universität Lyon das Diplôme de Langue et Civilisation Française und an der Yale Law School den Master of Laws. Nach einer kurzen Tätigkeit im Auswärtigen Amt und bestandener Attaché-Prüfung habilitierte er sich im Jahr 1965 mit einer kartellrechtlichen Arbeit in Bonn. 1967 wurde er an die Ruhr-Universität Bochum und 1980 an die Westfälische Wilhelms-Universität Münster berufen. In Münster leitete er gemeinsam mit Bernhard Großfeld das Institut für Internationales Wirtschaftsrecht. Seit seiner Emeritierung im Jahr 1995 war Otto Sandrock als Rechtsanwalt und Mitglied einer Düsseldorfer Kanzlei auf dem Gebiet des internationalen Wirtschaftsrechts und als Schiedsrichter in zahlreichen internationalen und nationalen Schiedsverfahren tätig. Darüber hinaus trat er regelmäßig als Gutachter vor in- und ausländischen Gerichten und Schiedsgerichten auf.

Otto Sandrock hat, häufig mit umfangreichen rechtsvergleichenden Bezügen, in zahllosen in- und ausländischen Fachzeitschriften publiziert. Er war Mitherausgeber verschiedener Zeitschriften sowie von Sammelwerken- und Schriftenreihen. Außerdem war er einer der Advisors bei der American Review of International Arbitration.

Otto Sandrock engagierte sich stets für die Bewahrung der Privat- und der Parteiautonomie sowie den Schutz des Privateigentums und des Freihandels. Der Schutz gegen Enteignung durch ausländische Staaten und der Rechtsschutz durch Investitionsschutzabkommen und Schiedsgerichte lagen ihm besonders am Herzen. Als Schiedsrichter war er in vielen bedeutenden Verfahren zwischen Investoren und souveränen Staaten beteiligt. Daneben setzte sich Otto Sandrock für die Liberalisierung des internationalen Gesellschaftsrechts ein und zwar auf nationaler, europäischer und auf internationaler Ebene. Insoweit war er an der Ausarbeitung eines Entwurfs der deutschen Bundesregierung für die Fortentwicklung des internationalen Gesellschaftsrechts beteiligt.

Otto Sandrock verstand es in besonderer Weise, seine Studenten auch für das ausländische Recht und die Rechtsvergleichung zu begeistern. Er gehörte zu den ersten, die in Münster Juravorlesungen in englischer Sprache abhielten.

In dem Vorwort zu seiner Festschrift zum 65. Geburtstag haben seine Schüler die menschliche Seite ihres Lehrers Otto Sandrock mit folgenden Worten beschrieben: „Ein in sich ruhender Mensch von großer persönlicher Bescheidenheit, Liebhaber französischer Rotweine und guten Essens. Ein Mann, der stets Anteil nimmt an den privaten Sorgen und Nöten seiner Mitarbeiter, der selbst in seiner Familie Stärke und Kraft findet.“ So haben wir Otto Sandrock erlebt! Seine Schaffenskraft war bis zuletzt ungebrochen; sein letzter Fachbeitrag zu Haftungsrisiken deutscher Manager in den USA erschien erst vor wenigen Wochen.

Wir werden ihm als lieben Freund und scharfsinnigen, engagierten Kollegen ein ehrendes Andenken bewahren.

Prof. Dr. Siegfried H. Elsing, LL. M. (Yale)